07.03.2021, 10:00 Uhr

Predigt für den Sonntag Okulig - WGT

Die Gnade unseres Herren Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen.

Worauf bauen wir? Unter diesem Motto steht der diesjährige Weltgebetstag, bei dem das kleine und hier sehr unbekannte Land Vanuatu im Mittelpunkt steht.
Vanuatu ist eine Inselgruppe westlich von Australien und nördlich von Neuseeland. Es sind paradiesische Inseln mit recht glücklichen Menschen, aber das Land ist sehr arm und in seiner Existenz vom Klimawandel bedroht. Vanuatu ist ein junges Land. Erst 1980 wurde das Land unabhängig. Das Motto der Nation heißt „Long God Yumi Stanap – Mit Gott bestehen wir“.

Im März 2015 wurde Vanuatu vom Zyklon Pam verwüstet. Das ganze Land war zerstört,, Menschen starben, alles war zerstört, kein grünes Blatt hing mehr an den Bäumen, alles war braun und grau.
Als Reaktion darauf malte die Künsterin Juliette Pita ein Bild.
Eine Mutter ist zu sehen, die sich über ihr Kind beugt und es schützt und versorgt. Zugleich scheint sie zu Gott zu beten. Über Mutter und Kind neigt sich eine Palme und vermittelt etwas Schutz. Sie biegt sich im Wind, ohne zu brechen. Ihre Wurzeln geben ihr Halt. Im Hintergrund der Sturm und die Wellen. Die bunten Farben vermitteln auch in dieser Situation noch Hoffnung. Kleine Kreuze am unteren Rand des Bildes sorgen dafür, dass die Verstorbenen darüber nicht vergessen werden.

Wo haben wir unsere Wurzeln? Worauf bauen wir? 
Diese Frage stellt uns auch der Bibeltext für den Weltgebetstagsgottesdienst. Ich lese aus dem 7. Kapitel des Matthäusevangeliums die Verse 24 – 27 in der Übersetzung des Weltgebetstages.

Jesus spricht: „Alle, die nun meine Worte hören und entsprechend handeln, werden einer klugen Frau, einem vernünftigen Mann ähnlich sein, die ihr Haus auf Felsen bauten. Und Regen fällt herab, es kommen reißende Flüsse, Stürme wehen und überfallen dieses Haus – und es stürzt nicht ein! Denn es ist auf Felsen gegründet.
Alle, die nun meine Worte hören und sie nicht befolgen, werden einer unvernünftigen Frau, einem dummen Mann ähnlich sein, die ihr Haus auf Sand bauten. Und Regen fällt herab, es kommen reißende Flüsse, Stürme wehen und prallen an dieses Haus – da stürzt es in einem gewaltigen Zusammenbruch ein!“

Jesus stellt uns in diesem Gleichnis vor eine klare Alternative: Entscheiden wir uns für das, was felsenfest steht oder für das, was auf Sand gebaut ist. Eigentlich ist das gar keine Frage! Wer würde nicht die nötigen Maßnahmen ergreifen, um den Einsturz zu verhindern? Wer würde nicht das Leben wählen? Es sei denn, man ist so naiv zu glauben, dass das Wetter immer schön ist und verdrängt, dass es Regen, Überschwemmung und Stürme gibt – und dass sich die Folgen mancher Entscheidungen erst in der Zukunft zeigen werden und sich dann erst herausstellt, wer klug und vernünftig war … Häuser bauen sich schon einfacher im Sand.

Doch was sollen wir nun tun? Was bedeutet es Jesus Worte zu hören und entsprechend zu handeln?
Jesus schließt mit diesem Gleichnis die Bergpredigt ab. Das ist jene große Rede, die mit den Worten „Selig sind die geistlich arm sind“ beginnt. Jene Rede, in der er uns auffordert Salz der Erde und Licht der Welt zu sein. In der wir zu Gewaltfreiheit und Feindesliebe aufgefordert werden, in der wir vor Habsucht gewarnt werden und mit dem wunderbaren Bild von den Lilien auf dem Feld und den Vögeln unter dem Himmel ermutigt werden, auf unsinniges Sorgen zu verzichten.

Jesus schließt mit seiner Botschaft ausdrücklich an Gesetz und Propheten an, wie sie im Alten Testament überliefert sind. Das sieht man auch daran, dass er die Rede auf einem Berg hält und damit daran erinnert, dass Mose auf einen Berg stiegt um von Gott die zehn Gebote zu empfangen.
Das sind alles wunderbare Texte – und doch beantworten sie mir die Frage, wie ich sieh hören und verstehen soll und wie ich daraufhin handeln soll, nicht so schnell. Es kann aber auch nicht richtig sein, mich erst einmal lange auf das Nachdenken und Diskutieren zu beschränken. Was nun?
Am Ende der Rede stoße ich auf eine Zusammenfassung: „Alles nun, das ihr wollt, das euch die Leute tun, tut es ihnen ebenso. Das sagen die Tora und die prophetischen Schriften.“ Oder wie Luther es ausdrückt: „Das ist das Gesetz und die Propheten.“

Im Hinblick auf den Situation der Menschen in Vanuatu würde das heißen: „Was würde ich mir von dem Menschen im Rest der Welt wünschen, wenn meine Heimat durch den Klimawandel so gefährdet wäre, wie Vanuatu?“ Da liegt die Antwort auf der Hand: ich würde mir wünschen, dass sie tun, was sie können, um diese verheerende Entwicklung zu stoppen.

Eine bequeme Antwort ist das nicht.  Das weiß auch Jesus, denn sagt er danach: „Tretet ein durch das enge Tor! Denn weit ist das Tor und breit der Weg, der in den Untergang führt. Viele gehen diesen Weg. Wie eng ist das Tor und wie schmal der Weg, der ins Leben führt!“ Die Entscheidung dafür, wie wir handeln nimmt uns niemand ab.

Den Frauen aus Vanuatu war wichtig zu betonen, dass wir mit dieser Entscheidung nicht allein sind und diesen Weg nicht aus eigener Kraft gehen können und müssen. An den Anfang ihres Gottesdienstentwurf stellen sie daher denn ersten Vers aus Psalm 127: Wenn Gott das Haus nicht baut, mühen sie vergeblich, die daran bauen. Wenn Gott die Stadt nicht behütet, wachen vergeblich die sie behüten.
Und am Ende ihres Gottesdienstentwurfs beantworten sie die Frage „Worauf bauen wir?“ so:
„Jesus Christus ist der Grund auf dem wir stehen. Wir wollen Jesus folgen: er ist der Weg, die Wahrheit und das Leben.“ Schließen wir uns ihnen an ?

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle menschliche Vernunft bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

Letzte Aktualisierung: 25.04.2024 | Impressum | Datenschutzerklärung