Predigt am 2. Sonnntag nach Epiphanias

Predigt zum 2. Sonntag nach Epiphanias 2020 über Johannes 2, 1-11

Die Gnade unseres Herren Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen.

Liebe Gemeinde,

vor einigen Tagen wurde in der Eckernförder Zeitung zu Spenden für den Abiball der Jungmannschule aufgerufen. Die Schülerinnen und Schüler wollen verhindern, dass ihr Abiball selbst dann ins Wasser fällt, wenn die Entwicklung der Pandemie eine Feier eigentlich zulassen würde, weil kein Geld da ist. Denn zur Finanzierung eines Abiballs werden in der Regel große Parties veranstaltet und die müssen diesmal wegen Corona ausfallen.
Haben Sie jetzt gedacht: „Das ist ja mal wieder Jammern auf hohem Niveau!- Es gibt im Moment wahrhaftig wichtigere Probleme zu lösen, als ein aufwendiges Fest für junge Leute,zu retten,  die ohnehin schon privilegiert sind!“? Zumindest haben die Gymnasiastinnen so einen Einwand befürchtet und haben sofort nachgeschoben, dass der Abiball ja auch der lokalten Wirtschaftsförderung dient.

Mit dem Predigttext von heute haben immer wieder fromme Christinnen und Christen ein ähnliches Problem. Es geht um das erste Wunder Jesu, von dem im Johannesevangelium berichtet wird. Ich lese Johannes 2, 1-11 aus der Züricher Bibel:

Und am dritten Tag war eine Hochzeit in Kana in Galiläa, und die Mutter Jesu war dort. Aber auch Jesus und seine Jünger waren zur Hochzeit geladen. Und als der Wein ausging, sagt die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein mehr. Und Jesus sagt zu ihr: Was hat das mit dir und mir zu tun, Frau? Meine Stunde ist noch nicht da. Seine Mutter sagt zu den Dienern: Was immer er euch sagt, das tut. Es standen dort aber sechs steinerne Wasserkrüge, wie es die Reinigungsvorschriften der Juden verlangen, die fassten je zwei bis drei Mass. Jesus sagt zu ihnen: Füllt die Krüge mit Wasser! Und sie füllten sie bis oben. Und er sagt zu ihnen: Schöpft jetzt und bringt dem Speisemeister davon. Und sie brachten es. Als aber der Speisemeister das Wasser kostete, das zu Wein geworden war, und nicht wusste, woher es war - die Diener aber, die das Wasser geschöpft hatten, wussten es -, da ruft der Speisemeister den Bräutigam und sagt zu ihm: Jedermann setzt zuerst den guten Wein vor, und wenn sie betrunken sind, den schlechteren. Du hast den guten Wein bis jetzt zurückbehalten. Das tat Jesus als Anfang der Zeichen in Kana in Galiläa, und er offenbarte seine Herrlichkeit, und seine Jünger glaubten an ihn.

Im Johannesevangelium wird also als erstes nicht von der Heilung eines chronisch Kranken berichtet, der schon viele Jahre gelitten hat und nun endlich wieder am Leben teilnehmen kann. Sondern vom Herbeizaubern vom mehr Wein für Menschen, die ohnehin schon angeheitert sind. Ob sich die betrunkenen Menschen dann noch so benehmen, wie man nach christlicher Moralvorstellung sollte? Und was ist mit den vielen Alkoholikern? Wäre es nicht ein viel besseres Wunder gewesen, wenn Jesus der Hochzeitsgesellschaft geholfen hätte, mit Wasser weiterzufeiern?

Auch Jesus scheint sich ja erst einmal für nicht zuständig gehalten zu haben und reagierte sehr zurückhaltend auf den Hinweis seiner Mutter.

An dieser Stelle eine kleine Nebenbemerkung: Vielleicht habe manche von Euch und Ihnen die schroffen Worte im Kopf, mit denen Luther die Antwort Jesus an seine Mutter übersetzt. Ein Blick in den griechischen Urtext zeigt aber, dass es hier nicht um einen Mutter-Sohn- Konflikt geht. Die eben verlesene Züricher Übersetzung gibt den kurzen nüchternen Dialog besser wieder.

Jesus besann sich jedenfalls eines Besseren und sorgte für Nachschub. Die Gefahr war gebannt: das Fest musste nicht abgebrochen werden. Und mehr als das: es gab Wein im Überfluss. Sechs riesige Krüge voll! Und er war von herausragender Qualität! Der vom Hochzeitspaar beauftragte „Weddingplaner“ - so würde man den Speisemeister wohl heute nennen – war begeistert. Dieses Mal wurden den Gästen am Ende der Hochzeit kein billiger Fusel untergeschoben, auch wenn sie das vermutlich gar nicht mehr gemerkt hätten.  Es ging bei diesem Weinwunder also um mehr, als darum dem jungen Paar die Blamage einer abgebrochenen Hochzeit zu ersparen. Aber worum dann?

Jesus ist gekommen, um das Reich Gottes zu verkündigen. Auch in den drei anderen Evangelien hat er das Bild des Hochzeitsfestes benutzt, um von Reich Gottes zu sprechen. Der Weinstock ist schon im ersten Teil der Bibel, unserem Alten Testament, ein Bild für das Volk Gottes. Und Jesus sagt von sich selbst: Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Es geht hier also ganz zentral um Jesu Botschaft.

Das Reich Gottes ist ein Wort für Gottes Zukunft für uns und unsere Welt: Und es besteht aus mehr, als aus dem Lösen von Probleme, die längst überfällig sind und an denen wir Menschen immer wieder scheitern. Es geht um Leben und Freude in Fülle. Dazu gehört Reichtum ohne Ausbeutung.  Gemeinschaft ohne Außenseiter. Und Feiern ohne Kater.

Ja, es gibt im Moment wichtigere Probleme, als das Sicherstellen eines Abiballs. Man kann manche Anfragen an die ausufernde Eventkultur der letzten Jahre haben. Es bleibt eine Herausforderung   mit Alkohol und anderen Drogen und Genussmitteln verantwortungsvoll umzugehen. Doch das Reich Gottes ist nicht schmallippiger Verzicht. Es umfasst das pralle Leben. Ein Vorgeschmack darauf sind auch unsere Feste. Und deshalb hat es auch etwas mit unserem Glauben zu tun, wenn uns der Verzicht auf das Feiern so weh tut und wir sie so vermissen. Und wenn wir uns darauf freuen nach der Pandemie endlich wieder feiern zu können. Vielleicht geht es ihnen wie mir: gerade in diesem Vermissen bekomme ich auch eine Ahnung von dem, was Gott mit uns vor hat. Von jenem himmlischen Hochzeitsfest. Von dem Reich Gottes, von dem Jesus sagt, dass es auf geheimnisvolle Weise auch jetzt schon ganz nah ist.

Und der Friede Gottes, der höher ist, als alle menschliche Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

 

 

 

 

Letzte Aktualisierung: 27.04.2024 | Impressum | Datenschutzerklärung