Predigt für den Sonntag Jubilate

Predigt: Susanna Kschamer
Vorspiel: Tobias Lehmann
Nachspiel:  Gabriel Miranda

Orgel: Vorspiel

Predigt

Die Gnade unseres Herren Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen.

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Wir bleiben zuhause – das war das Motto der letzten Wochen. Und es hat seine Bedeutung nicht verloren, auch wenn es inzwischen die eine oder andere Lockerung gibt.
Wir bleiben zuhause, um uns nicht anzustecken. Und um die Verbreitung des Coronavirus zu stoppen. Um die besonders gefährdeten Menschen zu schützen. Wir schränken uns in unserem Alltagsleben aus Liebe ein.
Für die meisten von uns wird das immer anstrengender, besonders, weil niemand weiß, wie lange es dauern wird, bis das Coronavirus unseren Alltag nicht mehr bestimmt. Geduldig zu bleiben ist da nicht vergnügungssteuerpflichtig.

Für dieses und das nächste Wochenende hatten wir in unserer Gemeinde Konfirmationen geplant. Die in Kosel wäre heute am Sonntag Jubilate gewesen – unsere Konfirmandinnen und Konfirmanden haben sich sehr auf ihr Fest gefreut. Ebenso wie Ihre Familien und Freunde, die Konfiteamerinnen und auch ich. Doch nun gilt auch für die Konfirmationen: Wir wissen nicht, wann wir feiern können. Wir müssen geduldig bleiben.

Um das „Bleiben“ geht es auch im Predigttext für diesen Sonntag:

Er steht im 15. Kapitel des Johannesevangeliums in den Versen 1-11
1 Ich bin der wahre Weinstock und mein Vater der Weingärtner.
2 Eine jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, nimmt er weg; und eine jede, die Frucht bringt, reinigt er, dass sie mehr Frucht bringe.
3 Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe.
4 Bleibt in mir und ich in euch. Wie die Rebe keine Frucht bringen kann aus sich selbst, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht an mir bleibt.
5 Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun.
6 Wer nicht in mir bleibt, der wird weggeworfen wie eine Rebe und verdorrt, und man sammelt die Reben und wirft sie ins Feuer, und sie verbrennen.
7 Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren.
8 Darin wird mein Vater verherrlicht, dass ihr viel Frucht bringt und werdet meine Jünger.
9 Wie mich mein Vater liebt, so liebe ich euch auch. Bleibt in meiner Liebe!
10 Wenn ihr meine Gebote haltet, bleibt ihr in meiner Liebe, so wie ich meines Vaters Gebote gehalten habe und bleibe in seiner Liebe.
11 Das habe ich euch gesagt, auf dass meine Freude in euch sei und eure Freude vollkommen werde.

Jesus benutzt hier das Bild vom Weinstock und seine Reben. Bei uns in der Gegend gibt es keine Weinberge und auch keine Weinstöcke. Wir haben nur Weintrauben aus den Geschäften und vielleicht einmal Weinranken an Häusern, die zur Zierde dort wachsen. Und, wenn überhaupt, nur wenig Frucht bringen. So haben viele von uns keinen Weinstock vor Augen, wenn sie diesen Text lesen.

Das war im Israel zu Zeit Jesu anders. Weinberge gehörten und gehören dort zu den prägenden Elementen der Kulturlandschaft. Gottes Weinberg gilt im Alten Testament als Symbol für das Volk Israel. In Psalm 104 ist die Rede vom Wein, der des Menschen Herz erfreut. Und das erste Wunder, das Jesus tat, war die Verwandlung von Wasser in Wein, damit das Hochzeitsfest im Dorf Kana weitergehen konnte – die Freude darüber war groß.

In diesen Text kommen zwei Aspekte zusammen: Das Bleiben und die Freude.
Wir werden ermahnt zu bleiben, damit wir Frucht bringen können. Im Bild von Weinstock und Rebe ist das alternativlos. Eine Weinrebe kann sich nicht eigenständig vom Weinstock entfernen. Und sie kann ohne den Weinstock nicht überleben. Zudem braucht sie die Pflege und Reinigung durch den Weingärtner, um reiche Frucht bringen zu können.
Und wir? Wir haben die Freiheit, uns zu entfernen, uns auch gegen Gott und damit gegen die Liebe zu entscheiden. Und wir tun das ja auch immer wieder. Doch Jesus will uns halten. Nicht durch unser eigenes Handeln, sondern durch sein Wort sind wir gereinigt, dadurch gehören wir zu Weinstock. So können wir in der Liebe bleiben und können sie weitergeben. Das Bild vom Weinstock weist darauf hin, dass ein Leben ohne Liebe ebenso wenig Leben ist, wie die Weinrebe ohne den Weinstock weiterleben kann.

In diesem Gleichnis geht es nicht um großen Aktionismus, hier geht es darum, geduldig an der Quelle der Liebe zu bleiben. Um der Liebe zu den anderen, aber auch um die Freude für uns willen – und um der Freude der anderen und der Liebe zu uns selbst.
Hier ist nicht vom Brot die Rede, das wir zu brauchen, um überleben zu können. Es geht es um den Wein, der unser Herz erfreut und damit um all das, was unser Leben über die bloße Existenzsicherung heraus lebenswert macht. Um das, worüber wir uns freuen können: Es geht darum, dass unsere Freude vollkommen werde.
Da lohnt sich das Bleiben – und solche Aussichten helfen zumindest mir auch die Einschränkungen in dieser Krise auszuhalten und mich dennoch zu freuen. Denn diese Freude ist ansteckend. Und ich hoffe damit auch Sie und Euch anzustecken.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle menschliche Vernunft bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen

Lied: Nachspiel

Das Lieblingslied der Konfirmanden, welche dieser Tage konfirmiert worden wären:

Gesamt: Vorspiel + Predigt (Heute OHNE Nachspiel)

 

Letzte Aktualisierung: 18.04.2024 | Impressum | Datenschutzerklärung