Predigt für den Sonntag Kantate

Predigt: Susanna Kschamer
Orgel: Ursula Bookmeyer

Orgel: Vorspiel

Predigt

Die Gnade unseres Herren Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen.

Liebe Gemeinde,

Heute feiern wir den Sonntag Kantate – übersetzt in das Deutsche bedeutet der lateinische Name diese Sonntags „Singet“. Doch ausgerechnet heute feiern wir – vermutlich zum ersten Mal in unserer Gemeinde und wahrscheinlich sogar in unserer ganzen Kirche-  Gottesdienste, in dem wir auf das Singen verzichten. Wieder geschieht etwas, wo mit ich niemals gerechnet hätte, wieder geschieht aus Fürsorge für einander, aus Nächstenliebe. Denn deshalb wollen die Gefahr den Virus zu verbreiten möglichst gering halten. 

Gemeinsames Singen ist etwas Wunderbares, dazu gehört auch gemeinsames tiefes Atmen, das Menschen miteinander verbindet.  Doch diese wunderbare Weise Gott zusammen zu loben und so miteinander in Verbindung zu sein, gibt auch dem Virus Gelegenheit sich zu verbreiten. Deshalb verzichten wir im Moment darauf und ich freue mich sehr, dass zumindest die Orgel stellvertretend für uns „singt“.

Der Predigttext für den heutigen Sonntag erzählt auch von einem Gottesdienst, den es so vorher noch nie gegeben hat. Er erzählt von der Einweihung des Jerusalemer Tempels. Nachdem David der Tempelbau von Gott verboten war, durfte sein Sohn und Nachfolger,  der weise König Salomon, dieses Projekt in Angriff nehmen und auch vollenden. Die Geschichte von der Einweihung dieses Tempels wird ein erstes Mal im 1. Buch Könige erzählt, Hunderte Jahre später, schon nach dem Exil in Babylons, der Zerstörung dieses Tempel und seines Wiederaufbaus, wird der Bericht über die Einweihung des Tempels ein zweites Mal aufgeschrieben. Aus diesem biblischen Wort stammt unser Predigt

Ich lese aus dem 2. Chronikbuch im 5. Kapitel die Verse 2-5 und 12-14.

  2 Da versammelte Salomo alle Ältesten Israels, alle Häupter der Stämme und die Fürsten der Sippen Israels in Jerusalem, damit sie die Lade des Bundes des HERRN hinaufbrächten aus der Stadt Davids, das ist Zion.
  3 Und es versammelten sich beim König alle Männer Israels zum Fest, das im siebenten Monat gefeiert wird.
  4 Und es kamen alle Ältesten Israels, und die Leviten hoben die Lade auf
  12 und alle Leviten, die Sänger waren, nämlich Asaf, Heman und Jedutun und ihre Söhne und Brüder, angetan mit feiner Leinwand, standen östlich vom Altar mit Zimbeln, Psaltern und Harfen und bei ihnen hundertundzwanzig Priester, die mit Trompeten bliesen.
  13 Und es war, als wäre es einer, der trompetete und sänge, als hörte man eine Stimme loben und danken dem HERRN. Und als sich die Stimme der Trompeten, Zimbeln und Saitenspiele erhob und man den HERRN lobte: »Er ist gütig, und seine Barmherzigkeit währt ewig«, da wurde das Haus des HERRN erfüllt mit einer Wolke,
  14 sodass die Priester nicht zum Dienst hinzutreten konnten wegen der Wolke; denn die Herrlichkeit des HERRN erfüllte das Haus Gottes.

Die Jahrhunderte, in denen Israel ein mobiles Heiligtum hatte, sind mit dem Tempelbau vorbei. Mit großer Akribie und nach genauen Vorschriften wurde das neue Gebäude bebaut. Das alte mobile Heiligtum, die Lade, in der sich nur die Tafeln mit den 10 Geboten befunden haben, wurden nun in einen neuen m prachtvollen Tempel gebracht. Viele Tiere wurden aus diesem Anlass geopfert, sämtliche Priester, die ansonsten in Schichten Dienst taten, hatten sich alle kultisch gereinigt und auf den Dienst vorbereitet. Und dann kam die Musik. Besonders die Leviten hatten ihren großen Auftritt. Ursprünglich waren sie einmal Träger der Lade. Nachdem dieser Dienst nun nicht mehr gebraucht wurde, wurden sie zu Musikern. Sehr viele Musiker mit den unterschiedlichsten Musikinstrumenten waren dabei. Doch es entstand keinen ohrenbetäubenden Lärm, sondern Gott wurde mit einer wunderbaren harmonischen Musik gelobt: »Er ist gütig, und seine Barmherzigkeit währt ewig« So lautete dieser Lobgesang. Alle Anwesenden wurden von dieser Musik erfüllt. Das ist für sich genommen schon Wunder genug. Doch es geschah noch mehr: In diesem Klang war Gott so präsent, dass keine priesterlicher Kultus mehr nötig und möglich war.  Gottes Anwesenheit war so intensiv, dass die Priester das Heiligtum nicht einmal mehr betreten konnten Dieser Gottesdienst war nicht nur deshalb so besonders, weil es die Einweihung des Tempels war. Er verlief ganz anders als geplant und gerade dadurch ein einziger Segen und mehr als das.

Mich fasziniert die große Kraft der Musik: Johann Sebastian Bach wird auf Grund der wunderbaren Passionen und Oratorien nicht um sonst als fünfter Evangelist bezeichnet. Unsere Konfis berührt das Evangelium oft durch die moderne christliche Lobpreislieder, Und auch die Kraft der traditionellen Choräle ist spürbar. Und nicht zuletzt: Was wäre Weihnachten ohne die vertrauten Lieder.

Leider stimmt es nicht, dass böse Menschen keine Lieder haben. Vor einigen Tagen haben wir den 75. Jahrestages der Beendigung von 2. Weltkrieg und Dritten Reich begangen – das ist auch eine Mahnung, kritisch zu gucken, welchen Liedern man sich anvertraut.

Doch noch einmal zurück zu unserer Situation jetzt – zu unserem Gottesdienst ohne Gesang, den wir nun gerade mit so einem Text feiern:

Mir macht diese Geschichte von dem wunderbaren Gottesdienst, der ganz anders ablief als geplant,  Mut, damit zu rechnen, dass auch unsere Gottesdienste jetzt gesegnet sind. Unsere kleinen Gottesdienste, die so anders sind, als wir es gewohnt sind und so anders, als wir sie gerne feiern würden.  Gottesdienste,  die wir kleiner Zahl feiern und mit großem Abstand, oder die wir zuhause halten,  vielleicht am Fernseher, oder mit einer gelesenen oder an Computer oder Fernsehen gehörten Predigt. Gott kann und will uns auch hier in einer unerwarteten Weise begegnen.

Und der Friede Gottes, der höher ist, als alle menschliche Vernunft bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus. Amen

Orgel: Nachspiel

Gesamt: Vorspiel + Predigt + Nachspiel

 

Letzte Aktualisierung: 25.04.2024 | Impressum | Datenschutzerklärung