Predigt für den Sonntag Laetare

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen . Liebe Leserinnen, liebe Leser

auf Twitter las ich vor einigen Tagen die Post einer jungen Frau. Sie hatte ein bekanntes Lied der Rockgruppe die Ärzte umgedichtet. „Und wie du wieder rausgehst, mit Freunden in die Sonne, lass das lieber sein. Und dann noch Party machen, da fehlen mir die Worte. Was soll Frau Merkel sagen? …..“  Protest gegen die Elterngeneration und ihre Ansprüche zu Hause zu bleiben – Frau Merkel als nervige Übermutter. Da sind Stimmen, die im Moment keine behütende Übermutter ertragen können. Die all die Ermahnungen doch bitte zuhause zu bleiben nur als nervige Entmündigung empfinden.  Dabei geht es eigentlich um eine dringende Bitte um Solidarität. Doch wie kann man das vermitteln? Mit nörgelndem Schimpfen vermutlich eher nicht.

Doch viele Menschen machen sich in dieser Situation aber ernsthafte Sorgen. Was, wenn diese Epidemie viele Tote fordert, auch Menschen, die ich lieb habe, daran sterben müssen, wenn ich selbst krank werde? Welche Auswirkungen hat die Coronakrise auf die wirtschaftliche Lage? Auch mir gehen viele Gedanken im Kopf herum. Was geschieht da gerade und warum? Erschrocken war ich, als ich den Post einer Theologin las, die meinte, sie könnte es angesichts von Ungerechtigkeit und Umweltzerstörung verstehen, wenn es Gott wäre, der so eine Krankheit schicken würde, sei aber erleichtert dass er Kinder und junge Leute verschonen würde. Dagegen kann ich nur protestieren. Gegen solche und ähnlicheVorstellung von Gott als strengem Vater, der harte Strafen für ungehöriges Verhalten verhängt, sind gar nicht meine. Und sie passen auch nicht dazu, dass Christus für das Böse und das Leid der Welt am Kreuz gestorben ist und schon deshalb kein anderes Opfer nötig ist.
In dieser Situation hoffe ich eher auf einen „mütterlichen“ Gott. Einen, der ähnlich ist, wie eine Schutzmantelmadonna. - Das ist eine Marienfigur mit einem großen Mantel unter dem sich die Gläubigen in schlimmen Zeiten verstecken können, egal wie fromm sie waren. Der Predigttext für diesen Sonntag aus dem alttestamentlichen Buch Jesaja zeigt ein ähnliches Bild von Gott:

„Freuet euch mit Jerusalem und seid fröhlich über die Stadt, alle, die ihr sie lieb habt! Freuet euch mit ihr, alle, die ihr über sie traurig gewesen seid. 11 Denn nun dürft ihr saugen und euch satt trinken an den Brüsten ihres Trostes; denn nun dürft ihr reichlich trinken und euch erfreuen an ihrer vollen Mutterbrust. 12 Denn so spricht der HERR: Siehe, ich breite aus bei ihr den Frieden wie einen Strom und den Reichtum der Völker wie einen überströmenden Bach. Da werdet ihr saugen, auf dem Arm wird man euch tragen und auf den Knien euch liebkosen. 13 Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet; ja, ihr sollt an Jerusalem getröstet werden. 14 Ihr werdet’s sehen und euer Herz wird sich freuen, und euer Gebein soll grünen wie Gras. Dann wird man erkennen die Hand des HERRN an seinen Knechten und den Zorn an seinen Feinden.“ (Jesaja 66, 10-14)

Dieser Texte entstand nach dem Babylonischen Exil. Die Israeliten durften nach 40 Jahren endlich wieder nach Jerusalem zurückkehren, lang ersehnt und doch enttäuschend. Denn Jerusalem war zerstört, alles Schutt und Asche, auch vom Tempel kaum etwas übrig geblieben. Daher die Trauer über Jerusalem. Erschöpft und enttäuscht wie sie waren zeigt ihnen Gott, dass er sie aufnehmen und trösten will, wie eine Mutter ihr kleines Kind tröstet. Sie sollen getröstet werden wie ein hungriger und unglücklicher Säugling an der Brust seiner Mutter, wie ein kleines Kind das hingefallen ist und dann auf den Arm oder auf den Schoß genommen wird. Einfach so, ohne dass gefragt wird, ob es zuvor richtig oder falsch gehandelt hat. Dieser Trost gibt dem Kind Kraft groß zu werden und dann selbst handeln zu können. Freuet euch! Freuet euch dass Gott so ist.

Ich vertraue darauf, dass das nicht nur für die Israeliten vor über 1000 Jahren gilt. Dass auch wir zu Gott fliehen dürfen, wenn uns alles zuviel wird, dass er auch uns tröstet und Kraft gibt für all das, was auf uns zukommt. Dass der Ruf „Freutet Euch!“ auch für uns gilt.

Der Friede Gottes, der höher ist als all unsere Vernunft bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen - Bleibt und bleiben Sie behütet

Bei den Brüder vom Taizé haben zu diesem Thema ein Lied. „Bei Gott bin ich geborgen still wie ein Kind, bei ihm ist Trost und Heil. Ja, hin zu Gott verzehrt sich meine Seele, kehrt in Frieden ein“ Das Lied ist zu finden unter https://www.youtube.com/watch?v=xyzCapi9CEQ

Letzte Aktualisierung: 01.05.2025 | Impressum | Datenschutzerklärung