Predigt für den Sonntag Misericordias Domini

Predigt: Susanna Kschamer
Orgel: Tobias Lehmann

Orgel: Vorspiel

Predigt

Die Gnade unseres Herren Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen.

Liebe Leserin lieber Leser

Der Predigttext für diesen Sonntag steht bei im 1. Petrusbrief im 2. Kapitel in den Versen 21b-25

Christus hat für euch gelitten und euch ein Vorbild hinterlassen, dass ihr sollt nachfolgen seinen Fußtapfen;
22 er, der keine Sünde getan hat und in dessen Mund sich kein Betrug fand;
23 der nicht widerschmähte, als er geschmäht wurde, nicht drohte, als er litt, er stellte es aber dem anheim, der gerecht richtet;
24 der unsre Sünde selbst hinaufgetragen hat an seinem Leibe auf das Holz, damit wir, der Sünde abgestorben, der Gerechtigkeit leben. Durch seine Wunden seid ihr heil geworden.
25 Denn ihr wart wie die irrenden Schafe; aber ihr seid nun bekehrt zu dem Hirten und Bischof eurer Seelen.

Einen Hirten, der uns den richtigen Weg weist, wünsche ich uns in dieser Zeit. Nach einer, die auf unsere Seelen Acht gibt – das bedeutet nämlich das Wort Bischof im griechischen Urtext – sehne ich mich bei all dem, was auf uns einstürmt. Ständig hört man das Wort Corona, alles, was man tun und planen möchte, steht unter diesem Vorbehalt – und vieles musste schon ausfallen. Es gibt Lockerungen der Maßnahmen und weitere werden in Aussicht gestellt – aber was, wenn sie voreilig sind?  Und die Epidemie dann stärker und schlimmer wird? Und für unsere Ungeduld jetzt Menschen sterben müssen?
Es wird zu Vorsicht, Rücksichtnahme und Geduld gemahnt – doch wie lange können wir das noch durchhalten? So vieles gerät aus dem Blick oder geht verloren – für die Menschen -  gerade für die, die eh schon schlecht dran sind.  Für unsere Gemeinschaften und für unsere Demokratie Für die Wirtschaft und damit unserer aller Wohlstand. Was, wenn das gar nicht nötig gewesen wäre?
Immer neue Nachrichten stürmen auf uns ein:  bedrohliche, ermutigende.
Bei manchen finden Theorien Gehör, dass hinter der Coronakrise die Machenschaften von irgendwelchen bösen Menschen oder Mächten, stünden, die damit Schlimmes erreichen wollten. Nur zu oft ohne dass kritisch nachgefragt wird, welche Interessen, die verfolgen, die solche Ängste schüren.
Aus dem das Ringen um den richtige Einschätzung der Krise und den richtigen Weg werden ätzende Schmähungen und Verleugnungen gegen die, die sich bemühen die Krise zu managen…

Unser Predigttext weißt uns darauf hin, dass Christus uns ein Vorbild hinterlassen hat. Luther übersetzt mit „Vorbild“ ein Wort, das für Schablonen zum Nachmalen von Buchstaben benutzt wird. Es sind also Regeln, denen wir uns überlassen können, wenn wir mit Einschätzung der Lage überfordert sind. Jesu Fußspuren sollen wir nachfolgen, damit wir nicht die Orientierung verlieren.

Petrus lernte von Jesus, als der ihm am Tag vor seinem Sterben die Füße wusch und das nicht, wie sonst üblich, einem Sklaven überließ. Er lernte, dass es nicht darauf ankommt, zu herrschen, sondern seine Nächsten im Blick zu behalten und zu unterstützen. Und er lernte – und das war möglicher Weise der schwierigere Part – dass auch er es auch zulassen muss, die Füße gewaschen zu bekommen. Also auf die Hilfe und den Dienst anderer angewiesen zu sein.

Der Mann, der Jahrzehnte später im Namen von Petrus diesen Brief schrieb, hat dieser Haltung aufgegriffen: Christus war es der unsere Sünden und die aller anderen trägt, nicht wir selbst. Er nimmt uns ab, was wir nicht alleine loswerden können. Und den Menschen, mit denen wir es schwer haben, auch.  Wir sind eingeladen auf Vergeltung zu verzichten und aus der Feindesliebe heraus zu leben. Nicht Beleidigung mit Beleidigung zu vergelten, auf Leiden nicht mit wilden Drohungen zu antworten. Und wir müssen nicht immer Recht behalten. Aber wir sind ermächtigt aus der Gerechtigkeit heraus zu leben. Wir sollen uns für die einzusetzen, die unter die Räder zu geraten drohen. Wir sollen Missstände ansprechen und mit einander um gerechte Lösungen für Probleme ringen – auch und gerade jetzt in der Coronazeit.

Und wenn wir uns dann fühlen wie irrende Schafe, wenn alles zu viel wird und wir die Orientierung zu verlieren drohen? Dann dürfen wir wissen, dass dieses Chaos für uns gar nicht mehr gilt. Denn wir sind getauft und gehören deshalb „zu dem Hirten und Bischof unserer Seelen.“ Das kann uns immer wieder Orientierung sein in diesen schwierigen Zeiten.
Damit wir das nicht vergessen, können wir es uns wie Martin Luther mit Kreide auf den Tisch schreiben: „Ich bin getauft“ 

Oder wir bergen uns in einem Gebet von Jörg Zink.

In dir sein, Herr, das ist alles.
Das ist das Ganze, das Vollkommene, das Heilende.
Die leiblichen Augen schließen, die Augen des Herzens öffnen und eintauchen in deine Gegenwart.

Ich hole mich aus aller Zerstreutheit zusammen und vertraue mich dir an.
Ich lege mich in dich hinein wie in eine große Hand.
Ich brauche nicht zu reden, damit du mich hörst.

Amen

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle unsere Vernunft bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen

 

Orgel: Nachspiel

Gesamt: Vorspiel + Predigt + Nachspiel

Letzte Aktualisierung: 23.04.2024 | Impressum | Datenschutzerklärung